Radiobericht – 09.02.1995

Die Folgen des Giftunfalls in der Schwelm-Fabrik sind möglicherweise schlimmer als angenommen. Umweltschützer fürchten nun, dass vermehrt Tiere sterben könnten. Bis die Messungen abgeschlossen sind, ist nicht klar, wie hoch der Schaden für die Umwelt wirklich ist. Firmenchef Willibald Schwelm (79) zeigte sich in einer ersten Pressekonferenz uneinsichtig. „Tiere interessieren mich nicht. Wenn es um Arbeitsplätze geht, dann sind mir Umwelt und Natur völlig egal.“ Umweltschützer fordern nun, dass Willibald Schwelm für die Schäden an Natur und Umwelt verantwortlich gemacht werden muss.

Im exklusiven Interview: Klaus Schwelm

Reporterin: Ihr Name ist ja vielen noch in schlimmer Erinnerung.

Schwelm: Und das leider zu Recht. Denn obwohl der Unfall in der Fabrik in Grumbeldingen nun schon so lange zurückliegt, hat sich das dortige Naturschutzgebiet noch immer nicht ganz erholt. Das tut mir sehr leid.

Reporterin: Wie genau konnte es denn vor 25 Jahren überhaupt zu diesem Vorfall kommen?

Schwelm: Das kann ich Ihnen leider nicht wirklich sagen. Ich selbst war damals gerade erst mit der Schule fertig und die Schwelm-Fabriken leitete mein Vater. Aber ich erinnere mich deutlich, dass mich der Unfall damals tief schockiert hat. Meinem Vater war leider das Geld immer am wichtigsten.

Reporterin: Ist das der Grund, weshalb Sie nach seinem Tod die Schwelm-Fabriken verkauft haben?

Schwelm: Das hat natürlich eine große Rolle gespielt, ja. Damals hat sich herausgestellt, dass in vielen Schwelm-Fabriken die Umweltgesetze nicht eingehalten wurden. Darum habe ich mich entschlossen, die Fabriken zu verkaufen und mich auf ganz andere Aufgaben zu konzentrieren.

Reporterin: Was machen sie denn jetzt?

Schwelm: Ich baue mit meiner Firma nun Einkaufszentren. Ein gutes Beispiel ist ein geplantes Projekt in Seedorf. Eine zauberhafte Gemeinde mit einem wunderschönen See. Allerdings fehlt es hier an Einkaufsmöglichkeiten. Die Menschen müssen für jeden Einkauf in die nächstgrößere Stadt fahren - wenn sich das ändert, wäre das eine Erleichterung. Außerdem werden Arbeitsplätze geschaffen und ein großer Park soll entstehen, in dem sich Menschen erholen können.

Reporterin: Nun, das klingt ja, als seien Sie ein wahrer Wohltäter.

Schwelm (lacht): Nun, das wäre ich natürlich gerne. Ich habe aus den Fehlern meines Vaters gelernt und die Zufriedenheit der Menschen ist mir für meine Projekte sehr wichtig.

Reporterin: Nun, dann bleibt mir wohl nur, Ihnen weiterhin viel Erfolg zu wünschen. Ich bedanke mich herzlich für dieses Gespräch.

Schwelm: Ich bedanke mich ebenfalls und wünsche einen schönen Tag!

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